►Alltagsrassismus & Mikroaggressionen

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Alltagsrassismus & Mikroaggressionen. Wie Mikroaggressionen uns zu Betroffenen machen!

„Warum bist Du in meinem Land?“


- fragte mich einmal ein Mitstudent in vollem Ernst. Wir waren bei einem Grillfest von der Hochschule und saßen in einer gemütlichen Runde. Plötzlich wurde es still und ich hatte den Eindruck, alle Anwesenden schauten auf mich. „Ich bin hier, um Dir Deinen Job wegzunehmen!“, antwortete ich. Er schaute mich völlig irritiert an. Ich grinste ihn an, die anderen lachten. Er rechnete wohl nicht damit, dass ich ihn mit einer rechten Parole konfrontieren würde. 


Ich dachte mir, wie schwer es manchmal ist, auf solche Provokationen eine schnelle Antwort zu finden. Doch dieses Mal war es mir gelungen. Antworten ad absurdum zu geben, hilft manchmal, die Absurdität einer Frage aufzudecken. Doch die richtige Antwort zum richtigen Zeitpunkt zu geben, gelingt nicht immer. Denn mit einer solchen Frage rechnet man nicht oder man hat auch nicht jederzeit Lust darauf und die notwendige Kraft, solche Gespräche zu führen. 


Kennst Du solche Situationen? Wie reagierst Du auf rassistische Grenzüberschreitungen?  


Mikroaggressionen


Solche Alltagsrassismen (auch bekannt als Mikroaggressionen) sind für viele Menschen in Deiner Stadt, Deiner Schule, Deinem Quartier, Deiner Einrichtung und Deinem Unternehmen… eben Alltag. Woher ich das weiß? Es ist nichts Neues und ja, es ist ein Teil meines privaten und beruflichen Alltags.

Bei sog. Mikroaggressionen handelt es sich um Beleidigungen, Angriffe und Entwertungen, die das Ziel (bewusst oder unbewusst) verfolgen, Menschen zu degradieren, zu verletzen, zu demoralisieren, um sich selbst dabei aufzuwerten. 



Auch die Forschung belegt es eindeutig:


Die Mehrheit (zw. 65% bis 79 % je nach Lebensbereich) der deutschen Gesellschaft erkennt die Existenz von (Alltags-) Rassismus in Schulen/Universitäten, in den sozialen Medien, bei der Wohnungssuche und bei der Jobsuche und am Arbeit- & Ausbildungsplatz an. Jedoch nicht alle bewerten es als gleich schlimm. (siehe dazu: Rassismus - Vorkommen in bestimmten Lebensbereichen 2020 | Statista)


Unterschiedliche Wahrnehmung – unterschiedliche Erfahrung


Die unterschiedliche Wahrnehmung – so meine These – hängt wohl mit der eigenen Betroffenheit zusammen. Die eigenen Erfahrungen oder die Nicht-Erfahrungen prägen entsprechend die Wahrnehmung. Hinzu kommt das Vorhandensein von Selbstreflexion, Wissen, Diskriminierungsbewusstsein und rassismuskritischer Haltung. 


In meine Trainings & Workshops beobachte ich oft die scheinbar nicht betroffenen Menschen, wie sie versuchen, eben solche Fragen meines Kommilitonen zu relativieren, zu bagatellisieren, zu verharmlosen. 


Aussagen wie: „Wer weiß, wie er es gemeint hat! Hast du ihn nicht gefragt, warum er solchen Aussagen trifft? Vielleicht war es nur ein Versuch, Interesse zu zeigen oder Kontakt mit dir aufzunehmen!“ 


Gefolgt von wohlgemeinten Ratschlägen wie: „Du weiß, Du hättest damals das Recht gehabt, dich bei der Hochschule zu beschweren!“ Oder „Du hast Rechte und musst Dich dafür einsetzen, solche Leute werden auch andere „angreifen“, wenn Du nichts dagegen unternimmst!“


Was tun dagegen? 


Meist sind dies Versuche, die dabei empfundene Ungerechtigkeit zu bewältigen und sich handlungsfähiger zu fühlen. Es hilft jedoch mehr – meiner Erfahrung nach – in solchen Situationen Verständnis und Empathie zu zeigen und die Situation gemeinsam auszuhalten.


Wenn ich die Anfangsfrage ernsthaft beantworten müsste, würde meine Antwort folgendermaßen lauten: 


- Weil dies auch mein Land ist; 

- Weil ich hier sein kann, wer ich bin, ohne jemandem eine Erklärung zu schulden; 

- Weil das ein wunderbares Land ist und ich nicht bereit bin, es mir versauen zu lassen;

- Weil dies eine meine Heimaten ist; 

- Weil ich es mir selbst ausgesucht habe, hier zu sein und mir das Recht, ein gleichberechtigter Teil dieses Landes zu sein, unter größter Anstrengung und Selbstaufopferung erkämpft habe.


Deshalb bin ich hier und deshalb ist es für mich eine Herzensangelegenheit, Menschen zu unterstützen, die ähnliche Erfahrungen wie ich machen und an der Verbesserung der Rahmenbedingung für alle zu kämpfen. 



Empfehlung


Coaching zur Stressbewältigung


In meinem Coaching zur Stressbewältigung für Betroffene von Diskriminierung biete ich einen Safe Space, in dem solche Themen offen angesprochen werden können. Wir arbeiten gemeinsam Bewältigungsstrategien aus, die Du gleich umsetzen kannst.


Ehrenamtliche & Fachkräfte, die mit Betroffenen zusammenarbeiten, können ebenfalls von meinem Coaching oder von meinen Workshops zum Thema profitieren. 


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